„Stille entsteht, wenn wir ihr Raum geben"
Interreligiöser „Raum der Stille“ der Alexianer Krefeld GmbH ist wiedereröffnet
Der interreligiöse „Raum der Stille“ ist nach umfangreicher zweijähriger Renovierung des Zugangstraktes und Neuordnung der Raumnutzung nun wieder für die Patienten, Klienten, Angehörigen und Mitarbeiter der Alexianer Krefeld GmbH freigegeben.
Vor zweieinhalb Jahren, im August 2012, hatten die Verantwortlichen der Alexianer Krefeld GmbH, Bruder Benedikt M. Ende, Provinzial der Ordensgemeinschaft der Alexianerbrüder und die Vertreter der großen Religionsgemeinschaften in Krefeld den interreligiösen „Raum der Stille“ im Rahmen einer Feststunde eröffnet. Die Menschen sollten die Möglichkeit des persönlichen Rückzugs, der stillen Einkehr in diesen besonderen Raum erhalten.
Nur ein halbes Jahr später verhinderte ein Feuer im Zugangstrakt die weitere Nutzung des Raumes. Alle Räume des betroffenen Traktes im Erdgeschoss waren schwer betroffen, nicht mehr weiter nutzbar. Wie durch ein Wunder blieb jedoch der „Raum der Stille“ völlig unversehrt. Er war nun aber nicht mehr zugänglich.
Insgesamt zwei Jahre dauerten die Renovierung der betroffenen Räume und die Neuordnung der Raumnutzung. Nun befinden sich die Büros aller Krankenhaus-Seelsorger und das Büro des Migrationsdienstes in unmittelbarer Nachbarschaft des „Raumes der Stille“.
Der „Raum der Stille“ wurde speziell gestaltet und eingerichtet, um den Bedürfnissen aller Menschen in ihrer Religiosität und Spiritualität gerecht zu werden. Er steht den Menschen täglich in der Zeit zwischen 6.00 Uhr morgens und 21.00 Uhr zur Verfügung. Den Schlüssel erhalten die Besucher am Empfang Oberdießemer Straße 136.
Die Philosophie
Für viele Menschen kann es wichtig sein, auch oder gerade in Phasen von Krankheit und während eines Krankenhausaufenthaltes Rückzugsbereiche zu finden und gewohnte religiöse oder spirituelle Tätigkeiten ausüben zu können. Eine buddhistische Patientin mag sich wünschen, ihrer täglichen Meditationsübung nachgehen zu können. Für einen muslimischen Patienten kann dies bedeuten, regelmäßig seine Gebete zu verrichten. Andere Menschen suchen einfach einen Ort, in dem sie für einen Moment zur Ruhe kommen können.
In Krefeld ist der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund hoch, und die Vielfalt an Kulturen, Religionen und Weltanschauungen findet sich auch im Krankenhaus wieder. Aus diesem Grund entstand die Idee, einen interreligiösen Raum zu schaffen, der jedem Menschen, gleich welcher Kultur, Religion oder Weltanschauung, offen steht.
„Es ist auch heute nicht alltäglich, dass ein konfessionelles Krankenhaus den Menschen aller Religionen im wörtlichen Sinne Raum gibt, ihre spirituellen Bedürfnisse zu leben. Denn wir sind für alle Menschen da, ob Christ oder nicht“, sagt Michael Wilke, Regionalgeschäftsführer der Alexianer Krefeld GmbH.
Die Haltung der Ordensgemeinschaft der Alexianerbrüder, allen ihnen anvertrauten Menschen, unabhängig von Herkunft oder Religion, die bestmögliche Unterstützung anzubieten, drückt sich auch in der Einrichtung eines solchen Raumes der Stille aus. „Ich freue mich über das Projekt“, sagte Provinzial Bruder Benedikt M. Ende CFA anlässlich der Eröffnungsfeier, und fügte hinzu: „Vielleicht erreichen wir auch mit der Nutzung dieses Raumes einen fruchtbaren interreligiösen Dialog, der die Menschen unterschiedlicher Weltanschauung einander näher bringt, ohne dabei die jeweiligen Glaubensaussagen synkretistisch zu vermengen.“
Die Realisierung
Mit der künstlerischen Gestaltung dieses Raumes wurden die international bekannten Künstler Carmen Dietrich und Gregor Merten beauftragt, die mit ihrem Projekt Engel der Kulturen zum interkulturellen und interreligiösen Dialog in Deutschland und Europa bis in die Türkei und nach Israel gewirkt haben. Wichtig war bei der Gestaltung daher, die unterschiedlichen religiösen Gruppen Krefelds einzubeziehen. In einer gemeinsamen Veranstaltung wurde die Idee vorgestellt. Entsprechend sind Anregungen zur Gestaltung des Raumes von den Juden, Muslimen, Hindus und Buddhisten Krefelds in das Raumkonzept eingeflossen. „Religionen ist gemeinsam, dass zu deren Ausübung eine innere Einkehr gehört, eine besondere Ruhe und Sammlung. Diese Stille kann erst dann entstehen, wenn wir ihr Raum geben, auch hier im Krankenhaus“, erläutert Mira Greven, Migrationsbeauftragte der Alexianer Krefeld GmbH und Projektleiterin.
Die Gestaltung und Ausstattung
Entstanden ist ein bewusst neutral gehaltener Raum, dessen Atmosphäre durch die Materialien Lehm und Holz geprägt wird. Das Zentrum ist ein Kunstobjekt aus Stahl, Sand und Licht. Im Sand können wir Spuren hinterlassen, die sich wieder verwischen. Licht spielt in allen Religionen der Welt eine wichtige Rolle und bildet ein gemeinsames Element.
Die im Raum befindlichen Sitzbänke bestehen jede aus einem anderen Holz und haben die Form eines Pfeils. Sie sind in Beschaffenheit und Form als Metapher gedacht: Wir Menschen sind alle auf dem Weg, jeder auf seine eigene Weise. Auf dem Weg zu sein, ist besonders im Zustand von Krankheit und Genesung von besonderer Bedeutung. Die Bänke können einzeln stehen oder zu verbindenden Formen zusammengestellt werden, wie zu einer Reihe oder einem Stern. Das und das „Schreiben“ im Sand kann der Besucher frei selbst gestalten. Eine Schrankwand bietet Platz zur Unterbringung von Gegenständen und Schriften für Meditation oder Gebet. Darüber hinaus sind für den speziellen religiösen, spirituellen Bedarf beispielsweise Gebetsteppiche und Meditationskissen im Raum vorhanden. Ein Pflicht-Ritual, das alle Besucher in gleicher Weise betrifft, ist das Ablegen der Schuhe vor Betreten des Raumes.