Optimale Versorgung ab der ersten Sekunde

Initiative „Delirsensibles Krankenhaus“:
Ein Delir ist als eine akute Notfallsituation anzusehen und erfordert deshalb umgehende Diagnostik und Behandlung. 

Auslöser für ein Delir können sehr unterschiedlich sein. So haben Menschen > 65 Jahre ein erhöhtes Risiko, ein Delir zu entwickeln. Fast jede körperliche Erkrankung kann ein Delir auslösen, doch besonders ältere Menschen mit Gedächtnisstörungen sind gefährdet. In ihrer gewohnten Umgebung zeigen diese Störungen nicht immer offensichtliche Symptome. Während eines Krankenhausaufenthaltes, wo zusätzliche Erkrankungen hinzukommen, steigt jedoch das Risiko, ein Delir zu entwickeln. Ein Delir kann gravierende Folgen haben: Studien belegen, dass Patienten nach einem Delir längere Krankenhausaufenthalte und einen schlechteren Krankheitsverlauf haben. Aus diesem Grund setzen wir alles daran, das Auftreten eines Delirs zu verhindern.
Wenn es frühzeitig erkannt wird, lässt sich ein Delir gut behandeln. Mit gezielten präventiven Maßnahmen, die keine Medikamente erfordern und die spezifischen Risikofaktoren berücksichtigen, kann es sogar vermieden werden.

Ein Delir ist ein akuter Verwirrtheitszustand, der durch das Auftreten verschiedener Symptome gekennzeichnet sein kann.

Besonders typisch ist ein relativ plötzlicher Beginn mit stark wechselhaftem Verlauf von:

  • Orientierungsstörungen (Datum, Ort, Situation, bekannte Personen werden verkannt)
  • Aufmerksamkeitsstörungen (sowohl schnelle Ablenkbarkeit, als auch erhöhte Abwesenheit)
  • Sinnestäuschungen (Sehen von Dingen oder Hören von Stimmen, die nicht vorhanden sind)
  • Denkstörungen (Überzeugungen, verfolgt, bedroht oder vergiftet zu werden)
  • Sowohl körperliche Unruhe und Schreckhaftigkeit, als auch Teilnahmslosigkeit
  • Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus‘

Die Diagnose Delir erfordert eine interdisziplinäre und ggf. apparative Diagnostik, damit organische Hirnerkrankungen mit einer deliranten Symptomatik nicht verkannt und die Ursachen behoben werden können (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, 2023).

Zur Delirvorsorge und optimalen Behandlung eines Delirs, welches sich leider trotz aller Bemühungen nicht immer vermeiden lässt, haben wir im Alexianer Krefeld GmbH ein Delirmanagement eingerichtet. Das soll ein delirsensibles Umfeld im Alexianer Krefeld GmbH sicherstellen. 
Die Delirsensibilität ist ein interdisziplinärer Ansatz und umfasst die gezielte und individuelle Betreuung von Patient*innen. 

So ist „Aufmerksames Beobachten“ („watchful waiting“) eine der wichtigsten präventiven Maßnahme. Das bedeutet, dass Hinweise auf kognitive Verschlechterung (z. B. Orientierungsstörungen) oder Prodrome eines Delirs (z.B. Veränderungen der psychomotorischen Aktivität, neu auftretende Schlafstörungen) durch ein geschultes interdisziplinäres Team bestehend aus Ärzten, Pflege, Neuropsychologen und Therapeuten, frühzeitig registriert und Maßnahmen zur weiteren Abklärung in die Wege geleitet werden (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, 2023). 

Im Falle eines Delirs erfolgt dann unverzüglich eine ursächliche Abklärung und entsprechende Therapie. In unserem multidisziplinären Team kombinieren wir in enger Zusammenarbeit verschiedene Maßnahmen, um die bestmögliche Versorgung sicherzustellen.

Unser multikomponenten Konzept umfasst:

  • Erhebung von Delir-Risikofaktoren ab Aufnahme (z.B. Infektionen, früheres Delir, hohes Lebensalter, etc.)
  • Regelmäßige „Delirvisiten“ zur Früherkennung von Veränderungen
  • Schmerzerfassung, -überwachung und –behandlung
  • Optimale Umgebungsgestaltung zur Unterstützung einer schnellen Orientierung (Digitaluhr mit Datumsanzeige in Sichtweite, Pictogramme, Tageslicht, persönliche Gegenstände in Bettnähe, etc.)
  • Ausgleich sensorischer Einschränkungen (Einsatz der eigenen Brille, Hörgeräte, etc.)
  • Therapeutische Re-Orientierungsmaßnahmen (Bezugspflege und –therapeuten)
  • Kognitive Aktivierung und Re-Organisation (Neuropsychologische Therapie mit aufmerksamkeitsfördernden, strukturierenden Übungen)
  • Unterstützung bei psychischen Belastungen (Psychoedukation und psychologische Gespräche)
  • Förderung der Mobilität (regelmäßige Mobilisierung z.B. durch Ergo- und Physiotherapie)
  • Einbezug und Unterstützung von Angehörigen (Informationen, Anleitungen zur Unterstützung)
  • Regelmäßige Schulung aller Berufsgruppen (Delir erkennen, Umgang und Kommunikation mit deliranten Patienten)

Durch eine frühzeitige Diagnose können wir verhindern, dass sich ein Delir weiterentwickelt und verschlechtert. Dabei ist es entscheidend, nicht nur die medizinischen Aspekte zu betrachten, sondern auch das Umfeld des Patienten, seine ganz individuelle Geschichte und mögliche Risikofaktoren zu berücksichtigen. Eine ganzheitliche Herangehensweise, die den Patienten in seiner Gesamtheit sieht, ist der Schlüssel, um ein Delir effektiv zu behandeln und langfristige Auswirkungen zu vermeiden.

Unser Delirmanagement erfolgt nach Empfehlungen für das Delir- und Demenz-Screening sowie Delirmanagement im Krankenhaus, Hrsg. DGPPN, DGGPP, DGG, DGGG und DGN)

Downloads