Klinik für Geriatrie gegründet

Dr. Andreas Leischker und Stationsleitung Iris Reuvers auf der Geriatrie-Station

Seit Anfang Februar gibt es sie im Krankenhaus Maria-Hilf Krefeld: Die Klinik für Geriatrie zur Krankenhausbehandlung von alten Patienten mit akuten Erkrankungen.

Dr. Andreas Leischker, Facharzt für Innere Medizin mit der Zusatzbezeichnung Geriatrie, war seit 2007 als Chefarzt für die Fachgebiete Allgemeine Innere Medizin und Altersmedizin verantwortlich. Jetzt übernimmt er die neue Klinik für Geriatrie. 30 Planbetten für das neue Fachgebiet sind zusätzlich zum gesamten Bettenumfang des Krankenhauses vom Land bewilligt. Für die Unterbringung der Geriatriepatienten steht bereits eine Station zur Verfügung, in der schon zuvor Patienten mit Alterserkrankungen behandelt wurden, mit dem entsprechend qualifizierten und erfahrenen Personal. „Der Übergang war fließend und gestaltete sich problemlos“, versichert Dr. Andreas Leischker. Denn durch die seit einigen Jahren durchgeführte geriatrische Komplexbehandlung sowie die alterstraumatologische Versorgung nach Knochenbrüchen werden die Geriatrie-Patienten von Anfang an von diesem kompetenten und erfahrenen Team behandelt. Nicht nur die Ärzte, auch das Pflegepersonal und die Therapeuten benötigen eine geriatrische Spezialausbildung. Diese ist gewährleistet, und laufend finden weitere Qualifizierungsmaßnahmen statt. So befindet sich zurzeit eine Fachärztin für Neurologie in der Weiterbildung zur Geriaterin.

 

Was ist Geriatrie?

Dr. Leischker stellt fest: „Wissenschaftlich und aus jahrzehntelangen Erfahrungen belegt ist, dass eine spezielle altersmedizinische Behandlung die Prognose alter Patienten erheblich verbessern kann.“ Um das zu erreichen, ist eine zusätzliche geriatrische Versorgung der Patienten anhand eines individuellen Behandlungsplans notwendig. Daher ist es das Ziel der Klinik für Geriatrie, die Patienten zu befähigen, nach dem Krankenhausaufenthalt wieder weitgehend selbstständig den Alltag zu meistern.

Der Patient erhält in der Geriatrie eine kompetente Behandlung aller Erkrankungen. Darüber hinaus findet  im Unterschied zu einer „herkömmlichen“ Behandlung die körperliche und psychische Gesamtsituation Berücksichtigung, einschließlich der häuslichen Bedingungen. Als Basisuntersuchung erhält jeder Patient ein „geriatrisches Assessment“, auf dessen Grundlage ein individuelles Behandlungskonzept erstellt wird. Neben Ärzten und Pflegekräften sind von Beginn der Behandlung an Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Sozialarbeiter und Diätassistenten eingebunden.

Die Behandlung kann über die Akutbehandlung hinaus unter der Bezeichnung „Geriatrische Komplexbehandlung“ im Bedarfsfall noch intensiviert werden. In Bezug auf die umfassende Versorgung älterer Patienten nach Knochenbrüchen – sehr häufig ist der Oberschenkelhalsbruch – besteht im Zentrum für Alterstraumatologie eine enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie.

 

Studien, veröffentlicht in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“, belegen, dass beispielsweise die konsequent geriatrische Behandlung von über 70 Jahre alten Patienten nach Oberschenkelhalsbruch zu erheblich besseren Ergebnissen führen. Diese Verbesserungen betreffen die Mobilität, die kognitiven Fähigkeiten, die Aktivitäten des täglichen Lebens, Symptome einer Depression, die Angst vor Stürzen und die selbst verspürte Lebensqualität.

 

Wer gehört in die Geriatrie?

Die Entscheidung, ob ein Patient in der Geriatrie oder in einer anderen Fachabteilung behandelt werden soll, ist nicht allein über das Alter zu fällen. Entscheidend ist die Gesamtbetrachtung der gesundheitlichen Situation und der Konstitution des Patienten. Ein hilfreiches Instrument zur Festlegung der weiteren stationären Versorgung ist das „ISAR-Screening“. Mit sechs einfachen Fragen kann entschieden werden, ob der Patient von einer spezialisierten  Behandlung durch das geriatrische Team profitiert oder ob eine Behandlung in einer anderen Klinik ausreichend ist. Diese Methode zur Identifizierung geriatrischer Patienten ist bereits in der Interdisziplinären Notaufnahme des Krankenhauses Maria-Hilf eingeführt. Das „ISAR-Screening“ kommt hier bei allen Patienten, die älter als 70 Jahre sind, zur Anwendung. Das Ergebnis bildet eine Grundlage für die Entscheidung zur weiteren Behandlung, zum Beispiel in der Klinik für Geriatrie.

Welche Bedeutung hat die Klinik für Geriatrie im Kontext des Gesamtspektrums?

Die Alexianer Krefeld GmbH mit seinen Krankenhäusern in Krefeld und Tönisvorst hat sich schon seit vielen Jahren eine besondere Expertise für Fragen des Alters und der Alterserkrankungen erworben. Mit der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Altersmedizin, der Klinik für Gerontopsychiatrie und der Klinik für Neurologie sind neben den operativen Kliniken die Kernkompetenzen aller typischen Erkrankungen des Alters abgedeckt.

Die Erweiterung des medizinischen Leistungsspektrums um die Klinik für Geriatrie ist hinsichtlich der demographischen Entwicklung notwendig, um die Patienten zusätzlich zur „organ-orientierten“ Behandlung zu einer umfassenderen Verbesserung ihrer altersbedingten funktionellen Einschränkungen zu verhelfen. Die Kapazitäten und Qualifikationen wurden in den letzten Jahren ausgebaut, so dass die Klinik für Geriatrie nun direkt nach dem positiven Bescheid durch das Land NRW in Betrieb gehen konnte.

Das Angebot zur Akutbehandlung  wird durch die Rehabilitationsklinik für Geriatrie, die ebenfalls unter der chefärztlichen Leitung von Dr. Andreas Leischker steht, in der Alexianer Tönisvorst GmbH ergänzt. Dadurch ist je nach Bedarf eine ortsnahe Wiedereingliederung unter Wahrung größtmöglicher Behandlungskontinuität gewährleistet.

Michael Wilke, Regionalgeschäftsführer der Alexianer Krefeld GmbH, zeigt sich sehr zufrieden über die Entwicklung in Krefeld, sieht aber für die Zukunft angesichts der Altersstrukturentwicklung in der Region weiteren Handlungsbedarf: „Wir glauben, dass die vorhandenen Kapazitäten die steigende Anzahl an Menschen mit altersbedingten Mehrfacherkrankungen schon innerhalb der nächsten zehn Jahre nicht mehr decken können.“