Dr. Andreas Leischker, Chefarzt der Klinik für Geriatrie, informiert über Erkrankung und Prävention
Dr. Andreas Leischker ist Chefarzt der Klinik für Geriatrie der Alexianer Krefeld GmbH, Leiter der WHO-Gelbfieberimpfstelle der Alexianer Krefeld GmbH und Chefarzt der Rehabilitationsklinik für Geriatrie der Alexianer Tönisvorst GmbH. Insbesondere bei seinen Patienten sieht er besonderen Handlungsbedarf des Grippeschutzes: „Die Influenza ist besonders bei alten und abwehrgeschwächten Menschen hochgradig gefährlich. Deshalb empfehle ich gerade die Impfung dieser Zielgruppe. Nur so lassen sich die Grippeerkrankung und schwerste gesundheitliche Folgen verhindern.“
Wie wird eine Grippe, oder genauer: Saisonale Influenza, übertragen?
Für die Übertragung spielen zwei Wege eine entscheidende Rolle:
Bei der Tröpfcheninfektion werden über Niesen, Husten, aber auch schon beim Sprechen Tröpfchen gebildet und über die Luft übertragen. Besonders hoch ist das Übertragungsrisiko in geschlossenen überfüllten Räumen, wie zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln, wo Menschen eng gedrängt stehen.
Mindestens genauso wichtig ist die Übertragung über die Schmierinfektion. Hier spielen die Hände die entscheidende Rolle. Nach dem Händeschütteln oder dem Anfassen einer Türklinke bleiben die Viren auf der Haut und werden dann übertragen - zum Beispiel, wenn man sich unbewusst ins eigene Gesicht fasst. Das Waschen der Hände nach jedem Kontakt mit Türklinken etc. kann das Übertragungsrisiko deutlich verringern. Noch wirksamer ist es, wenn die Hände mit einem alkoholischen Händedesinfektionsmittel desinfiziert werden. Händedesinfektionsmittel in Gelform gibt es mittlerweile in jeder Drogerie -auch als kleine „Pocketversion“ für die Handtasche.
Wie unterscheidet sich die „echte Grippe“, die Influenza, von einem „grippalen Infekt“?
Die „echte“ Grippe wird durch Influenzaviren, grippale Infekte durch eine Vielzahl von Viren verursacht. Typisch für die „echte“ Grippe ist ein plötzlicher Beginn mit hohem Fieber von mehr als 38,5 Grad Celsius, trockenem Husten ohne Auswurf, Halsschmerzen, Appetitlosigkeit und starke Kopf- und Gliederschmerzen. Gerade ältere Menschen brauchen oft sehr lange, bis sie sich von der Infektion erholt haben. Gerade bei alten Menschen kann eine Influenza auch zum Tode führen.
Hierfür gibt es mehrere Gründe. Oft kommt es gerade bei unterernährten Patienten oder bei Patienten mit chronischen Krankheiten wie Diabetes mellitus zu einer bakteriellen „Superinfektion“, die dann zu einer Lungenentzündung führt. Davon können übrigens auch junge Patienten betroffen sein. 1918 hat man einige der an der „Spanischen Grippe“ Verstorbenen obduziert. Bei fast allen Verstorbenen fanden sich Pneumokokken in den Lungen und im Blut. Pneumokokken sind Bakterien, die unter anderem Lungenentzündungen, Blutvergiftungen und Mittelohrentzündungen verursachen können.
Eine Influenzainfektion erhöht sogar massiv das Risiko, während der Erkrankung einen Herzinfarkt zu bekommen.
Kann man mit einer jährlichen Grippeimpfung vorbeugen?
Wegen der großen Risiken schwerster Folgeerkrankungen bis zum Tode ist die Impfung gerade für ältere Menschen so wichtig. Sie schützt erwiesenermaßen, und das ohne nennenswerte Risiken. Neben der Influenza schützt die Impfung übrigens auch gegen die sogenannte „Schweinegrippe“.
Können durch die Impfung Nebenwirkungen auftreten?
Als Nebenwirkung können bei einigen Menschen unter anderem Muskelschmerzen, Schmerzen an der Einstichstelle und leichte Kopfschmerzen auftreten. Da reagiert jeder unterschiedlich. Diese Symptome zeigen, dass der Körper auf die Impfung mit der Bildung von Antikörpern reagiert.
Es ist übrigens unmöglich, durch die Impfung erst eine „echte“ Grippe zu bekommen. Dieses Vorurteil ist jedoch sehr verbreitet. Bei der Influenzaimpfung zur Injektion handelt es sich um einen sogenannten „Totimpfstoff“. In der Injektionslösung kann sich also kein einziges lebendes Viruspartikel befinden.
Dass dennoch Erkältungssymptome mit der Grippeimpfung in Verbindung gebracht werden, liegt einfach daran, dass meist im Herbst geimpft wird. In diesem Zeitraum zirkulieren schon viele „Erkältungsviren“. Vermutlich bestand schon vor der Grippeimpfung eine Infektion mit einem Erkältungsvirus. Die Influenzaimpfung schützt nur vor der „echten“ Grippe, nicht aber vor „grippalen Infekten“.
Wer sollte sich wann und wie oft gegen Influenza impfen lassen?
Grundsätzlich sollten sich alle Menschen ab einem Alter von 60 Jahren einmal jährlich impfen lassen, jedes Jahr deshalb, weil sich die Influenzaviren laufend verändern und die Impfstoffe entsprechend angepasst werden müssen.
Unabhängig vom Lebensalter sollten sich alle Menschen mit geschwächtem Immunsystem, also alle Menschen mit chronischen Erkrankungen, zum Beispiel Diabetiker, Patienten mit Niereninsuffizienz, Herzkrankheiten und chronischen Lungenerkrankungen impfen lassen.
Aber mindestens genauso wichtig ist, dass sich auch alle diejenigen, die mit alten Menschen Kontakt haben, Angehörige und enge Freunde, Personal von Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten und natürlich auch Ärzte impfen lassen.
Werden die Impfungen von der Krankenkasse bezahlt?
Die Influenza-Impfung wird von der Krankenkasse bezahlt. Neben den hierbei verabreichten herkömmlichen Impfstoffen gibt es noch spezielle Impfstoffe mit vier statt drei Antigenen, die entsprechend gegen mehr Virentypen wirken. Hier ist die Kostenübernahme innerhalb von Deutschland unterschiedlich und wird von der jeweiligen kassenärztlichen Vereinigung geregelt. Hier ist der impfende Arzt, also zum Beispiel der Hausarzt oder der Betriebsarzt, der richtige Ansprechpartner.
Gibt es spezielle Influenza-Impfstoffe für alte Menschen?
Bei alten Menschen wirken die „normalen“ Impfstoffe nicht so gut, weil das Immunsystem weniger Antikörper bildet. Deshalb sind in Deutschland speziell für Menschen ab 65 Jahren Impfstoffe mit einem Wirkungsverstärker zugelassen.
Weil dieser Wirkungsverstärker häufiger zu verstärkten Lokalreaktionen führt, wie etwa dass der Arm dick wird und schmerzt, wird er ausschließlich bei den genannten Risikogruppen eingesetzt.
Wann ist der „neue“ Influenzaimpfstoff für die diesjährige Saison verfügbar?
Die Impfstofflieferungen haben bereits begonnen. Somit kann sich jeder schon jetzt impfen lassen!
Fakten vom Robert-Koch-Institut (RKI):
„In Deutschland treten saisonale Grippewellen im Winterhalbjahr meist nach dem Jahreswechsel auf. Die auf Bevölkerungsebene messbare Influenza-Aktivität steigt in den meisten Jahren im Januar oder Februar deutlich an und erstreckt sich durchschnittlich über 8 bis 10 Wochen, kann in einzelnen Jahren aber auch deutlich länger dauern. Während der jährlichen Grippewellen werden schätzungsweise 5% – 20% der Bevölkerung infiziert. Die Stärke der Grippewellen schwankt von Jahr zu Jahr erheblich. Die Arbeitsgemeinschaft Influenza (AGI) schätzt pro Jahr zwischen einer und sieben Millionen Influenza-bedingte Arztbesuche. Bei einer schweren Grippewelle wie in der Saison 2012/2013 wurden rund 30.000 Influenza-bedingte Krankenhauseinweisungen und 20.000 Todesfälle geschätzt, während in milden Saisons (wie z.B. 2013/2014) nur rund 3.000 Krankenhauseinweisungen geschätzt werden und eine Influenza-assoziierte Übersterblichkeit (Exzess-Mortalität) nicht nachzuweisen ist.“
Quelle: <link http: www.rki.de de content infekt epidbull merkblaetter>www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Influenza_saisonal.html
Kontakt zum Thema:
Dr. Andreas Leischker- Sekretariat <link mail internal link in current>Stephanie Pilz, Tel. 02151-3341211