Fünf Jahre Ambulant Betreutes Wohnen – ein Erfolgsmodell mit Zukunft

Christiane Bartel, Christiane Franke und Lena Jülich vom BeWo-Team im Café TREFFPUNKT des Alexianer-Wohnverbundes Krefeld

Alexianer-Wohnverbund Krefeld beendete mit dem Abschlussbericht an den Hauptförderer „Aktion Mensch“ die Einführungs- und Entwicklungsphase

 

Am 01.07.2006 gründete der Alexianer-Wohnverbund Krefeld das Ambulant Betreute Wohnen (BeWo) für Menschen mit geistigen und psychischen Behinderungen. Die Aktion Mensch förderte das Projekt als Starthilfe mit einer Summe von insgesamt circa 300.000 Euro über fünf Jahre verteilt.

 

Diese Förderung ermöglichte die Einrichtung von anderthalb Koordinationsstellen für Aufbau und Entwicklung des neuen Leistungsangebotes. Darüber hinaus förderte sie in dieser Zeit den Aufbau des für die Fahrten zu den Klienten notwendigen Fahrzeugbestandes. Jetzt hat der Alexianer-Wohnverbund Krefeld den Abschlussbericht an die „Aktion Mensch“ erstellt. Das Fazit ist erfreulich, denn das Erfolgsmodell BeWo konnte, gesichert finanziert durch die Kostenträger, in den „Routineeinsatz“ gehen. Zurzeit werden circa 140 Klienten durch das Ambulant Betreute Wohnen mit 17 Mitarbeitern unterstützt.

 

Was ist Ambulant Betreutes Wohnen?

 

Ziel der Eingliederungshilfe für Menschen mit geistiger und psychischer Behinderung ist es, ihnen eine weitestgehend selbstständige Lebensführung zu ermöglichen. Mit der Etablierung des BeWo mit all seinen Facetten erweitert der Alexianer-Wohnverbund Krefeld das Spektrum der Unterstützungsmöglichkeiten und bietet Menschen Hilfe in der eigenen Wohnung an. So kann im Prinzip für Jeden eine individuelle Wohn- und Betreuungslösung gefunden werden. Maria Jäger, seit Anfang des Jahres Leiterin des Alexianer-Wohnverbundes Krefeld sagt: „Nur mit dem entsprechenden Spektrum an Möglichkeiten - je nach Lebenssituation und Unterstützungsbedarf in der eigenen Wohnung, in der Wohngruppe oder im Heim - haben diese Menschen eine wirkliche Chance auf Teilhabe am Leben in der Gesellschaft, unabhängig von der Art und Schwere der Behinderung.“

 

Das BeWo des Alexianer-Wohnverbundes Krefeld richtet sich an volljährige Personen, die psychisch behindert oder von psychischer Behinderung bedroht sind. Außerdem zählen zur Zielgruppe Menschen mit einer geistigen Behinderung, Menschen mit chronifizierten Suchterkrankungen, Alkoholfolgeerkrankungen sowie Menschen mit Doppeldiagnosen. Die psychische Behinderung entsteht in der Regel durch eine Chronifizierung diverser psychischer Erkrankungsbilder, wie zum Beispiel Schizophrenie, Persönlichkeitsstörungen, komplexe posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen, Angst- und Zwangserkrankungen.

 

 

Wie findet die Unterstützung im BeWo statt?

 

Vor Beginn, aber auch während der Unterstützung im Rahmen des BeWo wird mit dem Klienten gemeinsam ein individueller Hilfeplan erarbeitet, der nach Art und Umfang den Hilfebedarf und die hierfür nötigen Maßnahmen beinhaltet. Die Unterstützung orientiert sich dabei vor allem an den individuellen Zielen und Wünschen des jeweiligen Klienten. Schwerpunkte der Hilfe sind die Anleitung zur Bewältigung des Haushaltes und mit dem Führen der Wohnung im Zusammenhang stehenden Problematiken, Tagesstrukturierung und Freizeitgestaltung, Aufbau und Förderung sozialer Kontakte, Hilfe zur Entwicklung einer neuen Berufsperspektive, Unterstützung bei Behördenangelegenheiten,  Erlernen neuer Handlungsstrategien zum Bewältigen von Krisen und Konflikten, Beratungs- und Entlastungsgespräche zur psychischen Stabilisierung sowie die Kooperation mit anderen Stellen und bei Bedarf die Heranführung an zusätzliche Hilfen. Bei der Vielzahl an Herausforderungen des Alltags ist ein wichtiges Element des BeWo die Bezugsbetreuung. Jeder Klient hat einen festen BeWo-Mitarbeiter als Ansprechpartner, der kontinuierlich zuständig ist. So kann eine vertrauensvolle Arbeitsbeziehung aufgebaut werden, die Voraussetzung für eine gelingende Betreuung ist. Das Ambulant Betreute Wohnen ist eine freiwillige Hilfeleistung und funktioniert nur mit einem gewissen Maß an Mitwirkung des Klienten.

 

Wie hat sich das BeWo entwickelt?

 

Das Angebot des Ambulant Betreuten Wohnens des Alexianer-Wohnverbundes Krefeld hat sich seit der Gründung am 01.07.2006 in Krefeld gut etabliert. Die Klientenzahl erhöhte sich kontinuierlich auf heute circa 140. Neben internen Anfragen aus dem Krankenhausbereich der Alexianer oder den Wohngruppen, werden Klienten auf Anfrage unter anderem von rechtlichen Betreuern, Ärzten oder Pflegediensten vermittelt. Lena Jülich, eine der beiden Teamleitungen des BeWo, sieht auch für die Zukunft eine positive Entwicklung: „Es ist weiterhin mit einem leichten Zuwachs zu rechnen, allerdings nicht mehr so stark wie in den vergangenen Jahren. Die Klientenzahl wird sich mittelfristig auf einem Level stabilisieren.“ Ihre Kollegin Christiane Franke ergänzt: „Das Angebot des Ambulant Betreuten Wohnens wurde in Krefeld angenommen, von den Klienten, Sozialpartnern und Kostenträgern. Die Kosten werden mittlerweile durch die Erlöse gedeckt.“

Die Anschubfinanzierung der Aktion Mensch ermöglichte die Komplettierung der Unterstützungsangebote für Menschen mit geistigen und psychischen Behinderungen, um jetzt alle Möglichkeiten zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für die Klienten auszuschöpfen zu können. Maria Jäger ist dankbar: „Nur durch die gute Kooperation mit den Fördergebern können wir Projekte vorantreiben, die das vorbehaltlose Zusammenleben aller Menschen, ob mit oder ohne Handicap, fördern und es somit als echte Bereicherung qualifizieren. Das Geld dieser Fördergeber und ganz besonders der Aktion Mensch ist gut angelegt.“

 

 

Zusätzliche Bausteine des Ambulant Betreuten Wohnens

 

Seit August 2010 gibt es das sogenannte „BeWo-Appart“. In der Krefelder Innenstadt (Dampfmühlenweg) wurde in unmittelbarer Nähe zur Tagesstruktureinrichtung TREFFPUNKT ein ehemaliges Hotel angemietet. In eigenen Appartements wohnen dort 16 Klienten, die ambulant betreut werden.

 

Mitte November 2010 wurde das sogenannte „BeWo TAF“ etabliert, das sich gezielt an Menschen mit Psychotraumafolgestörungen richtet. In enger Kooperation mit dem Zentrum für Psychotraumatologie der Alexianer Krefeld GmbH werden hier Menschen sowohl aufsuchend in der eigenen Wohnung als auch im Bereich des Wohnverbundes betreut. Leistungen der Eingliederungshilfe (SGB XII) werden hier mit Leistungen der Krankenkasse (SGB V) kombiniert.

 

Es wurde eine Kooperation mit „LiGa“ (Leben in Gastfamilien) der LVR-Klinik Viersen eingegangen. Das Ambulant Betreute Wohnen hat dadurch die Möglichkeit, Klienten, die nicht mehr alleine leben möchten, Betreuung in Gastfamilien anzubieten.

 

 

Kooperation im Netzwerk der Krefelder sozialen Einrichtungen

 

Ein kontinuierlicher Austausch erfolgt, wenn mehrere Hilfeerbringer an der Betreuung eines Klienten beteiligt sind, zum Beispiel rechtlicher Betreuer, Pflegedienst, behandelnder Psychiater, Angehörige, Jugendamt, Arbeitgeber und Anbieter beruflicher Rehabilitationsmaßnahmen. Besonders intensiv ist die Kooperation mit den Werkstätten für psychisch behinderte Menschen in Krefeld und Umgebung, damit die Klienten eine möglichst sinnvolle Beschäftigung erfahren.

Bei Bedarf werden Klienten an andere Beratungsdienste vermittelt und gegebenenfalls begleitet, zum Beispiel Schuldnerberatung, Selbsthilfegruppen, Drogenberatungsstelle oder Pflegedienst.

Ist die ambulante Betreuung nicht mehr ausreichend, werden Klienten unterstützt, einen Platz in einem geeigneten Wohn- oder Altenheim zu finden. Hier findet eine enge Kooperation mit den Einrichtungen des Alexianer-Wohnverbundes und Altenpflegeeinrichtungen statt.