Das Haus Kamperlings feiert 20-jähriges Jubiläum

Teamleiter Stephan Boekholt (r.) lädt mit zwei Bewohnern zum Tag der offenen Tür ein.

Schrittweise Eigenverantwortung erlangen

Das Haus Kamperlings der Alexianer für Menschen mit chronischer Abhängigkeits- und psychischer Erkrankung wurde 20 Jahre alt

 

Ein kleiner Bauernhof vor den Toren des Kempener Ortsteils Kamperlings fand im Mai 1993 eine völlig neue Nutzung als Wohnhaus für Menschen, die wegen ihrer fortgeschrittenen chronischen Erkrankungen nicht in einer eigenen Wohnung leben konnten. Am Samstag, den 19. Oktober 2013, ab 14 Uhr – anlässlich des 20jährigen Jubiläums - feiert der Träger Alexianer Wohnverbund Krefeld und die Mitarbeiter der Einrichtung deshalb gemeinsam mit den Bürgern der Umgebung einen Tag der offenen Tür.

Das Fest wird auf unterhaltsame Weise Gelegenheit bieten, sich das Haus Kamperlings einmal näher anzusehen, Kontakte zu knüpfen und ins Gespräch zu kommen. Die „Original Kempener Stadtband“ sorgt für die musikalische Untermalung und die Landmetzgerei Erkens mit Gegrilltem für das leibliche Wohl. Stephan Boekholt, Teamleiter des Haus Kamperlings, betont: „Ein Zeichen des besonders guten Verhältnisses zu unseren Nachbarn ist die tatkräftige Unterstützung mit selbst gebackenem Kuchen.“ Anfänglich sei bei den Mitbürgern an der Oedter Straße Skepsis spürbar gewesen, die sich jedoch schon bald in ein normales nachbarschaftliches Miteinander verwandelt habe. „Besonders zu unseren direkten Nachbarn pflegen wir einen regelmäßigen Kontakt, indem wir uns gegenseitig helfen“, ergänzt Stephan Boekholt. Alle sind eingeladen, an die Oedter Straße 86 zu kommen, um mitzufeiern und vielleicht auch etwas zu kaufen. Die Bewohner bieten viele kreativ gestaltete Holzarbeiten an.

 

Das Konzept der Einrichtung hat sich gegenüber den Anfängen geändert. Es steht nicht mehr im Vordergrund, die Bewohner dauerhaft zu beheimaten. Vielmehr soll das Leben in diesem beschützenden Haus auch ein Zwischenschritt sein hin zu einem wieder selbstbestimmten Leben in eigenen vier Wänden. Dass das möglich ist, zeigen Beispiele. So hat der Alexianer Wohnverbund Krefeld im Jahre 2007 in Grefrath-Oedt eine Wohnung angemietet, die den vom Haus Kamperlings kommenden Bewohnern dazu dient, ein weitgehend eigenverantwortliches Leben zu erproben. Dies ist ein weiterer Zwischenschritt in Richtung Betreutes Wohnen im eigenen „Reich“. Neun Menschen leben im Haus Kamperlings und drei in der Wohngruppe in Oedt.

„Im Haus Kamperlings gibt es ein zentrales Budget für alle. Hierüber werden alle Ausgaben des täglichen Lebens bestritten. Der Kühlschrank ist quasi immer voll“, erklärt Stephan Boekholt anschaulich den Unterschied, „wer dann in die Wohnung in Oedt wechselt, erhält ein persönliches Budget und muss selbst für das Füllen des Kühlschranks sorgen.“

Das Konzept zeigt Erfolge. Einige Bewohner haben die verschiedenen Schritte bis hin zum Betreuten Wohnen bereits durchlaufen. Beispielhaft für eine positive Entwicklung zur Selbstständigkeit sei ein Bewohner beschrieben, der Drogen konsumiert hat und psychisch krank ist. Er war zuvor in einer Notschlafstelle untergebracht, mit wenig Hoffnung auf eine Eingliederung in einen selbstbestimmten Lebensalltag mit Perspektiven. Heute, nach circa vier Jahren im Haus Kamperlings steht der junge Mann, der den Hauptschulabschluss bereits erfolgreich absolviert hat, kurz vor der “Mittleren Reife“. Stolz erzählt Stephan Boekholt: „Er bekommt hier bei uns die Anerkennung, die er braucht, um sich eigene Ziele zu setzen und sie mit viel Fleiß zu erreichen.“