"Raum der Stille" eröffnet

Im Raum der Stille. V. l. n. r.: Regionalgeschäftsführer Michael Wilke, Migrationsbeauftragte Mira Greven sowie Bruder Nikolaus Hahn und Bruder Provinzial Benedikt M. Ende.

„Stille entsteht, wenn wir ihr Raum geben“

Alexianer Krefeld GmbH eröffnet einen interreligiösen „Raum der Stille“ als persönliche Rückzugsmöglichkeit

 

Seit dem 23.08.2012 gibt es für alle Patienten, Klienten, Angehörigen und Mitarbeiter der Alexianer Krefeld GmbH die Möglichkeit des persönlichen Rückzugs, der stillen Einkehr. Der „Raum der Stille“ wurde speziell gestaltet und eingerichtet, um den Bedürfnissen aller Menschen in ihrer Religiösität und Spiritualität gerecht zu werden.

Er steht den Menschen täglich in der Zeit zwischen 6 Uhr morgens und 22 Uhr zur Verfügung.

 

Für viele Menschen kann es wichtig sein, auch oder gerade in Phasen von Krankheit und während eines Krankenhausaufenthaltes Rückzugsbereiche zu finden und gewohnte religiöse oder spirituelle Tätigkeiten ausüben zu können. Eine buddhistische Patientin mag sich wünschen, ihrer täglichen Meditationsübung nachgehen zu können. Für einen muslimischen Patienten kann dies bedeuten, regelmäßig seine Gebete zu verrichten. Andere Menschen suchen einfach einen Ort, in dem sie für einen Moment zur Ruhe kommen können.

In Krefeld ist der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund hoch, und die Vielfalt an Kulturen, Religionen und Weltanschauungen findet sich auch im Krankenhaus wieder. Aus diesem Grund entstand die Idee, einen interreligiösen Raum zu schaffen, der jedem Menschen, gleich welcher Kultur, Religion oder Weltanschauung, offen steht.

„Es ist nicht alltäglich, dass ein konfessionelles Krankenhaus den Menschen aller Religionen im wörtlichen Sinne Raum gibt, ihre spirituellen Bedürfnisse zu leben. Denn wir sind für alle Menschen da, ob Christ oder nicht“, sagt Michael Wilke, Regionalgeschäftsführer der Alexianer Krefeld GmbH.

Die Haltung der Ordensgemeinschaft der Alexianerbrüder, allen ihnen anvertrauten Menschen, unabhängig von Herkunft oder Religion, die bestmögliche Unterstützung anzubieten, drückt sich auch in der Einrichtung eines solchen Raumes der Stille aus. „Ich freue mich über das Projekt“, sagt Provinzial Bruder Benedikt M. Ende CFA, und fügt hinzu: „Vielleicht erreichen wir auch mit der Nutzung dieses Raumes einen fruchtbaren interreligiösen Dialog, der die Menschen unterschiedlicher Weltanschauung einander näher bringt, ohne dabei die jeweiligen Glaubensaussagen synkretistisch zu vermengen.“

 

Mit der künstlerischen Gestaltung dieses Raumes wurden die international bekannten Künstler Carmen Dietrich und Gregor Merten beauftragt, die mit ihrem Projekt Engel der Kulturen zum interkulturellen und interreligiösen Dialog in Deutschland und Europa bis nach Istanbul gewirkt haben. Wichtig war bei der Gestaltung daher, die unterschiedlichen religiösen Gruppen Krefelds einzubeziehen. In einer gemeinsamen Veranstaltung wurde die Idee vorgestellt. Entsprechend sind Anregungen zur Gestaltung des Raumes von den Juden, Muslimen, Hindus und Buddhisten Krefelds in das Raumkonzept eingeflossen. „Religionen ist gemeinsam, dass zu deren Ausübung eine innere Einkehr gehört, eine besondere Ruhe und Sammlung. Diese Stille kann erst dann entstehen, wenn wir ihr Raum geben, auch hier im Krankenhaus“, erläutert Mira Greven, Migrationsbeauftragte der Alexianer Krefeld GmbH und Projektleiterin.

 

Entstanden ist ein bewusst neutral gehaltener Raum, dessen Atmosphäre durch die Materialien Lehm und Holz geprägt wird. Das Zentrum ist ein Kunstobjekt aus Stahl, Sand und Licht. Im Sand können wir Spuren hinterlassen, die sich wieder verwischen. Licht spielt in allen Religionen der Welt eine wichtige Rolle und bildet ein gemeinsames Element.

Die im Raum befindlichen Sitzbänke bestehen jede aus einem anderen Holz und haben die Form eines Pfeils. Sie sind in Beschaffenheit und Form als Metapher gedacht: Wir Menschen sind alle auf dem Weg, jeder auf seine eigene Weise. Auf dem Weg zu sein, ist besonders im Zustand von Krankheit und Genesung von besonderer Bedeutung. Die Bänke können einzeln stehen oder zu verbindenden Formen zusammengestellt werden, wie zu einer Reihe oder einem Stern. Das und das „Schreiben“ im Sand kann der Besucher frei selbst gestalten. Eine Schrankwand bietet Platz zur Unterbringung von Gegenständen und Schriften für Meditation oder Gebet. Darüber hinaus sind für den speziellen religiösen, spirituellen Bedarf beispielsweise Gebetsteppiche und Meditationskissen im Raum vorhanden. Ein Pflicht-Ritual, das alle Besucher in gleicher Weise betrifft, ist das Ablegen der Schuhe vor Betreten des Raumes.