Ist es akzeptabel, wenn ein Patient nach intensiver psychotherapeutischer Behandlung im Krankenhaus mindestens einige Monate warten muss, bis die qualifizierte ambulante Nachsorge beginnen kann? Diese rhetorische Frage zeigt bereits den Kern der Versorgungssituation bei Psychotherapien in Krefeld. Sie führte zur Vorbereitung des „Ersten Krefelder Expertensymposiums für sektoren- und berufsgruppenübergreifende psychotherapeutische Versorgung“, kurz: „KREXS im Alex“, am Freitag, den 15.01.2016 im KreVital - Institut für Gesundheitsförderung der Alexianer Krefeld GmbH.
Ideengeber und Veranstalter des Symposiums sind Dr. Andreas Horn, Direktor der Psychiatrisch-Psychotherapeutischen Kliniken des Krankenhauses Maria-Hilf Krefeld und Burkhard Ciupka-Schön, Diplom-Psychologe und Psychologischer Psychotherapeut mit eigener Praxis in Krefeld. Beide sind sich einig, dass es eklatante Brüche in der psychotherapeutischen Versorgung der Patienten gibt, und zwar relativ unabhängig von der Art der psychischen Störung und der Schwere der Erkrankung. Zwei Aspekte sieht Dr. Andreas Horn dabei im Vordergrund: „Es kann nicht sein, dass zum Beispiel bei Patienten, die nicht mehr stationär behandelt werden müssen, oft keine adäquate ambulante Nachsorge gewährleistet ist. Den bisherigen Behandlungserfolg muss ich in Frage stellen, wenn der Patient teils monatelang auf weitere regelmäßige Therapieeinheiten warten muss.“ Dr. Horn erklärt weiter: „Die Leistungserbringer und die Krankenkassen sitzen in einem Boot, denn ein Patient, der keine nahtlos ineinander greifende Behandlung erhält, ist entsprechend lange Zeit erwerbsunfähig. Die daraus resultierenden gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Kosten sind enorm.“ Ein weiterer Punkt ist die fehlende Kenntnis unter den Leistungsanbietern, wer Spezialist für die Behandlung bestimmter psychischer Störungen ist. Denn auch in der Psychotherapie werden die verschiedenen Therapieformen immer spezifischer.
„KREXS im Alex“ soll ein regelmäßiges Forum werden für die Leistungsanbieter, die an der Schnittstelle zwischen ambulantem und stationärem Sektor psychotherapeutisch arbeiten. Sozialpädagogen, Ergotherapeuten, Ärzte, Psychologen und alle hier tätigen Berufsgruppen sind eingeladen, daran mitzuwirken. Ein weiteres Ziel ist, dass aus dem Symposium heraus ganz praktische Projekte entstehen. Diese Projekte können zum Beispiel das gegenseitige Wissen über die Leistungsangebote verbessern helfen. Außerdem ist in der Bevölkerung nur eine geringe Kenntnis über die Arbeitsfelder der vielen psychologisch-psychiatrisch tätigen Berufsgruppen vorhanden. Auch hier sind Maßnahmen denkbar, den Betroffenen den Weg zum richtigen Ansprechpartner zu ebnen.