Grippeschutz – Jetzt impfen!

Dr. Andreas Leischker informiert über die „echte“ Grippe - die Influenza - und die für ältere Menschen besonders wichtige Prävention

Dr. Andreas Leischker ist Chefarzt der Klinik für Geriatrie der Alexianer Krefeld GmbH, Leiter der  WHO-Gelbfieberimpfstelle der Alexianer Krefeld GmbH und Chefarzt der Rehabilitationsklinik für Geriatrie der Alexianer Tönisvorst GmbH. Insbesondere bei seinen Patienten sieht er besonderen Handlungsbedarf des Grippeschutzes:

„Die Influenza ist besonders bei alten und abwehrgeschwächten Menschen hochgradig gefährlich. Deshalb empfehle ich gerade die Impfung dieser Zielgruppe. Nur so lassen sich die Grippeerkrankung und schwerste gesundheitliche Folgen verhindern.“

Wie schwerwiegend die Konsequenzen einer Influenzaepidemie sein können, zeigte sich zuletzt im Winter 2017/2018. Die meisten Menschen hatten keinen Impfschutz, da die überwiegende Mehrzahl nicht geimpft war oder lediglich einen trivalenten Impfstoff erhalten hatte, der nicht gegen die in dieser Saison überwiegend zirkulierende Influenza-Linie wirksam war. Es kam zu überdurchschnittlich häufigen stationären Aufnahmen.

Wie wird die saisonale Influenza übertragen?

Für die Übertragung spielen zwei Wege eine entscheidende Rolle:

Bei der Tröpfcheninfektion werden über Niesen, Husten, aber auch schon beim Sprechen Tröpfchen gebildet und über die Luft übertragen. Eine einzelne infizierte Schleimhautzelle kann bis zu 1.500 Viren freisetzen. Besonders hoch ist das Übertragungsrisiko in geschlossenen überfüllten Räumen, wie zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln, wo Menschen eng gedrängt stehen.

Mindestens genauso wichtig ist die Übertragung über die Schmierinfektion. Hier spielen die Hände die entscheidende Rolle. Nach dem Händeschütteln oder dem Anfassen einer Türklinke bleiben die Viren auf der Haut und werden dann übertragen - zum Beispiel, wenn man sich unbewusst ins eigene Gesicht fasst. Das Waschen der Hände nach jedem Kontakt mit Türklinken etc. kann das Übertragungsrisiko deutlich verringern. Noch wirksamer ist es, wenn die Hände mit einem alkoholischen Händedesinfektionsmittel desinfiziert werden. Händedesinfektionsmittel in Gelform gibt es mittlerweile in jeder Drogerie, auch als kleine „Pocketversion“ für die Handtasche.

Wie unterscheidet sich die „echte Grippe“ von einem „grippalen Infekt?

Die „echte“ Grippe wird durch Influenzaviren, grippale Infekte  durch eine Vielzahl verschiedener Viren verursacht. Typisch für die „echte“ Grippe ist ein plötzlicher Beginn mit hohem Fieber von mehr als 38,5 Grad Celsius, trockenem Husten ohne Auswurf, Halsschmerzen, Appetitlosigkeit und starke Kopf- und Gliederschmerzen.

Ältere Menschen zeigen jedoch häufig nicht die influenzatypischen Symptome, was Anlass für Fehl- oder verspätete Diagnosen sein kann. Der Krankheitsbeginn kann schleichend sein. Ein Drittel der alten Menschen mit Influenza hat kein Fieber. Dagegen dominieren Delir und akute Verwirrtheit als Hauptsymptome.

Gerade ältere Menschen brauchen oft sehr lange, bis sie sich von der Infektion erholt haben. Gerade bei alten Menschen kann eine Influenza auch zum Tode führen. Hierfür gibt es mehrere Gründe. Oft kommt es gerade bei unterernährten Patienten oder bei Patienten mit chronischen Krankheiten wie Diabetes mellitus zu einer bakteriellen „Superinfektion“, die dann zu einer Lungenentzündung führt. Davon können übrigens auch junge Patienten betroffen sein. 1918 hat man einige der an der „Spanischen Grippe“ Verstorbenen obduziert. Bei fast allen Verstorbenen fanden sich Pneumokokken in den Lungen und im Blut. Pneumokokken sind Bakterien, die unter anderem Lungenentzündungen, Blutvergiftungen und Mittelohrentzündungen verursachen können.

Eine Influenzainfektion erhöht sogar massiv das Risiko, während der Erkrankung einen Herzinfarkt zu bekommen.

Kann man mit einer jährlichen Grippeimpfung vorbeugen?

Um solche Komplikationen zu verhindern, ist die effektivste Präventionsmaßnahme die Influenzaimpfung, die einmal im Jahr im Herbst durchgeführt werden sollte. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die jährliche Influenzaimpfung für alle Menschen ab 60 Jahren als Standardimpfung – unabhängig von Vorerkrankungen und individuellen Risikofaktoren.

Seit Januar 2018 empfiehlt die STIKO den Einsatz eines quadrivalenten Influenzaimpfstoffs (QIV), der neben zwei Influenza A-Stämmen (H1N1 und H3N2) auch die beiden Influenza B-Linien enthält. Durch Aufnahme dieser Empfehlung in die Schutzimpfungsrichtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses wird die quadrivalente Influenzaimpfung für alle von der STIKO-Empfehlung betroffenen Personengruppen erstattet.

Können durch die Impfung Nebenwirkungen auftreten?

Als Nebenwirkung können bei einigen Menschen unter anderem Muskelschmerzen, Schmerzen an der Einstichstelle und leichte Kopfschmerzen auftreten. Da reagiert jeder unterschiedlich. Diese Symptome zeigen, dass der Körper auf die Impfung mit der Bildung von Antikörpern reagiert.

Es ist übrigens unmöglich, durch die Impfung erst eine „echte“ Grippe zu bekommen. Dieses Vorurteil ist jedoch sehr verbreitet. Bei der Influenzaimpfung zur Injektion handelt es sich um einen sogenannten „Totimpfstoff“. In der Injektionslösung kann sich also kein einziges lebendes Viruspartikel befinden.

Dass dennoch Erkältungssymptome mit der Grippeimpfung in Verbindung gebracht werden, liegt einfach daran, dass meist im Herbst geimpft wird. In diesem Zeitraum zirkulieren schon viele „Erkältungsviren“. Vermutlich bestand schon vor der Grippeimpfung eine Infektion mit einem Erkältungsvirus. Die Influenzaimpfung schützt nur vor der „echten“ Grippe, nicht aber vor „grippalen Infekten“.

Wer sollte sich wann und wie oft gegen Influenza impfen lassen?

Grundsätzlich sollten sich alle Menschen ab einem Alter von 60 Jahren einmal jährlich impfen lassen, jedes Jahr deshalb, weil sich die Influenzaviren laufend verändern und die Impfstoffe entsprechend angepasst werden müssen.

Unabhängig vom Lebensalter sollten sich alle Menschen  mit geschwächtem Immunsystem, also  alle Menschen mit chronischen Erkrankungen, zum Beispiel Diabetiker, Patienten mit Niereninsuffizienz, Herzkrankheiten und chronischen Lungenerkrankungen impfen lassen.

Aber mindestens genauso wichtig ist, dass sich auch alle diejenigen, die mit alten Menschen Kontakt haben, Angehörige und enge Freunde, Personal von Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten und natürlich auch Ärzte impfen lassen.

Da Sekundarinfektionen mit Pneumokokken gerade bei alten Menschen häufig sind, sollte bei älteren Patienten an eine kombinierte Impfung gegen Pneumokokken und Influenza gedacht werden. Die Kombination beider

Impfungen wirkt synergistisch. Im Vergleich zu den jeweiligen Impfungen alleine senkt sie die Gesamtmortalität noch stärker.

Werden die Impfungen von der Krankenkasse bezahlt?

Ja! Die Influenza-Impfung wird von der Krankenkasse bezahlt.